29.04.2021

ALRV-Präsidentin Stefanie Peters im Porträt

Ihren ersten CHIO Aachen-Besuch? Da war Stefanie Peters noch im Bauch ihrer Mutter. Heute, 48 Jahre später, ist die Unternehmerin die erste Präsidentin des Aachen-Laurensberger Rennvereins (ALRV) und gestaltet so die Zukunft des traditionsreichen Turniers maßgeblich mit.

Den CHIO Aachen hat Stefanie Peters schon in vielen Rollen erlebt: Zunächst als Besucherin an der Seite ihrer Eltern, später als Reiterin und ehrenamtliche Mitarbeiterin. Zehn Jahre bekleidet sie das Amt der Disziplinmanagerin Dressur, 2008 wird sie die erste Frau im Aufsichtsrat. Ohne Zweifel: Sie kennt das Turnier aus dem Effeff. „Durch meine unterschiedlichen Funktionen habe ich Einblicke in nahezu alle Bereiche bekommen“, erzählt Peters. Ihre Präsidentschaft ist folglich keine Überraschung, sondern vielmehr die logische Konsequenz. „Vizepräsident Wolf von Buchholtz hat seinerzeit angestoßen, für Carl Meulenbergh einen Nachfolger aus den eigenen Reihen zu suchen, der schon lange mit dem Turnier verbunden ist, um gleichzeitig den Aufsichtsrat zu verjüngen“, verrät die 48-Jährige die Überlegungen von langer Hand. Klar, so sagt sie, habe sie Respekt vor der Aufgabe, aber „wir stellen uns den vielen Herausforderungen der Zukunft ja als Team, von daher freue ich mich sehr darauf.“

Passion Pferdesport

Nicht nur dem CHIO Aachen, auch dem Reiten selbst ist die Aachenerin seit jeher eng verbunden. Beide Eltern sind pferdebegeistert, ermöglichen der Tochter den Einstieg, das Training und schließlich auch das erste eigene Pferd. Gemeinsam mit „Davidoff“ entdeckt Stefanie Peters ihre Leidenschaft für die Dressur. „Dieses Pferd war mein Ein und Alles“, erinnert sie sich an den Wallach aus der Zucht ihres Trainers Hans Rueben. Gemeinsam mit „Davidoff“ schafft sie den Weg bis in die schwere Klasse – und den Sprung zum CHIO Aachen: 1997 – noch im alten Stadion – und 1999 durften die beiden in der „Kleinen Tour“ starten. „Dort mitzureiten, ist ein Erlebnis, das man nie vergisst“, berichtet Stefanie Peters und fügt schmunzelnd hinzu: „1997 war gar nicht so übel, da waren wir drei Mal platziert. Zwei Jahre später haben wir der Konkurrenz den Vortritt gelassen.“ Besonders emotional und unvergessen ist für sie auch der Moment, als sie im Rahmen des Turniers das Goldene Reitabzeichen verliehen bekommt.

 

Aber nicht nur sportlich, auch beruflich spielen die Pferde zunächst die größte Rolle im Leben von Stefanie Peters. „Ich wollte mich nach der Schulzeit erst einmal selbst ausprobieren und herausfinden, wo genau meine Interessen liegen“, blickt sie zurück. Und so verbringt sie nach dem Abitur ihre Zeit im Stall und bildet Pferde aus. „Das hätte ich sicher auch noch eine Zeit lang weiter gemacht“, erzählt Peters und berichtet lachend davon, wie ihre Eltern sie daran erinnerten, dass ein Studium vielleicht doch ganz sinnvoll wäre. Sie nimmt den Rat an und studiert in Sittard erfolgreich International Business Administration.

Stefanie Peters weiß, wie es ist, beim CHIO dabei zu sein: 1997 war sie mit ihrem Erfolgspferd Davidoff am Start.

Stefanie Peters weiß, wie es ist, beim CHIO dabei zu sein: 1997 war sie mit ihrem Erfolgspferd Davidoff am Start.

Über Umwege an die Firmenspitze

Im Anschluss daran kehrt Stefanie Peters aber zunächst wieder in den Stall zurück. Sie zieht mit ihren Pferden nach England, bildet dort Pferde aus und kümmert sich um das Training ihrer Schüler. Eine Zeit, die sie prägt, langfristig aber nicht erfüllt. „Ich lerne gerne unterschiedliche Dinge, bin vielseitig interessiert und irgendwann habe ich gewusst, dass die Reiterei nur mein Hobby ist“, berichtet sie von der Phase, in der ihr Plan, doch ins Familienunternehmen einzusteigen, immer konkreter wurde. „Lange Zeit wollte ich so viel Verpflichtung nicht, aber je älter ich wurde, desto größer wurde der Wunsch, die Tradition meiner Familie fortzuführen.“ Und die zählt inzwischen mehr als 190 Jahre. 1830 in Aachen gegründet, bilden Kolbenkompressorenanlagen und Mahlsysteme für den industriellen Einsatz das Kerngeschäft der NEUMAN & ESSER GROUP (NEA).

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Transparenz und Teamwork als Erfolgsformel

Am 1. Januar 2003 steigt Stefanie Peters in das Familiengeschäft ein. Vier Jahre später übernimmt sie gemeinsam mit ihrem Bruder Alexander in vierter Generation die geschäftsführende Leitung von ihrem Vater und somit die Verantwortung für rund 1.200 Mitarbeiter an weltweit zehn Standorten. Trotz der Größe des Unternehmens sind den Geschwistern flache Hierarchien besonders wichtig. „Wenn man gute Leute hat, sollte man ihnen auch den Raum für ihre Arbeit und ihre Ideen geben“, erklärt Stefanie Peters ihre Maxime und ergänzt: „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Transparenz und die Einbeziehung aller Beteiligten immer zu dem besten Ergebnis führt.“ So ist für sie auch selbstverständlich, regelmäßig alle Niederlassungen des Unternehmens für einen persönlichen Austausch zu besuchen. „Dafür bin ich zusammengerechnet rund sechs Wochen im Jahr unterwegs“, so die Unternehmerin.

 

Eine teamorientierte Art der Zusammenarbeit wünscht sich Stefanie Peters auch für ihre neue Aufgabe als Präsidentin des ALRVs: „Mein Ziel ist es, zusammen mit dem Vorstand des ALRVs und der Geschäftsleitung der Aachener Reitturnier GmbH die Marke CHIO Aachen weiter zu stärken.“ Dazu gehört auch die Etablierung des CHIO Aachen CAMPUS, bei dem es nicht nur um den Spitzensport geht, sondern auch um digitale Weiterentwicklungen, um Innovationen und neue Ideen, um Ausbildung, Förderung der Jugend und den Breiten- und Amateursport – und das über 365 Tage im Jahr. „Dazu werden wir die internationale Strahlkraft des CHIO Aachen nutzen, ebenso die bestehende Infrastruktur, unser Knowhow und unsere Netzwerke“, erklärt Stefanie Peters das Projekt.

 

Ihre eigene Reitsportkarriere hat sie 2012 beendet. „Unser letztes selbstgezogenes Pferd war leider chronisch krank. Der Job ließ es einfach dann nicht mehr zu, mit einem neuen Pferd weiterzumachen“, sagt Stefanie Peters ohne Wehmut in der Stimme: „Bei mir gibt es auch im Sport nur ganz oder gar nicht. Nur so macht es mir Spaß, alles andere passt nicht zu mir.“ Stallluft schnuppert die 48-Jährige aber inzwischen wieder regelmäßig – und zwar immer dann, wenn sie ihre Tochter Amelie zur Reitstunde begleitet. Und die Siebenjährige wird, ebenso wie Ehemann Peter, ganz bestimmt auch im September dabei sein, wenn Stefanie Peters wieder den CHIO Aachen erleben wird – dieses Mal in ihrer neuen Rolle als ALRV-Präsidentin.