24.09.2024
Dreamteam
Er ist einer der besten Springreiter der Welt, sie vertritt ihr Heimatland Australien erfolgreich im Dressurviereck. Seit Ende 2023 sind der Schweizer Martin Fuchs und Simone Pearce ein Paar. Im Interview sprechen die beiden über ihr gemeinsames Glück und das Leben als Profisportler.
Sie beide wirken unzertrennlich. Verraten Sie, wie Sie sich kennengelernt haben?
Martin: Wir haben in der Vergangenheit schon an einigen Turnieren gemeinsam teilgenommen, hatten aber nie wirklich Kontakt. Im vergangenen Herbst sind wir dann das erste Mal miteinander ins Gespräch gekommen. Und dabei hat es vom ersten Moment an „Klick“ gemacht.
Simone: Ja, das stimmt. Wir lieben es, Zeit miteinander zu verbringen und sehen uns, wenn möglich, jeden Tag. Unsere Ställe sind inzwischen nur noch rund eine Stunde voneinander entfernt. Entweder fahre ich abends in die Schweiz oder Martin kommt zu mir nach Deutschland.
Der Reitsport geht mit intensivem Training und vielen Reisen einher. Da Sie beide Profis sind, hilft Ihnen das, ein besseres Verständnis füreinander zu haben?
Martin: Auf jeden Fall. Es ist ein besonderer Lebensstil, den wir Pferdesportler führen. Und selbstverständlich ist es so, dass Reiterinnen und Reiter, unabhängig davon, welche Disziplin sie ausüben, ein besseres Verständnis dafür haben, was es bedeutet, diesen Sport auszuüben. Von daher ist es großartig, eine Partnerin zu haben, die die Leidenschaft für die Pferde teilt.
Simone: Ein Unterschied besteht vielleicht darin, dass bei der Dressur der Zeitplan oft nicht ganz so vollgepackt ist wie beim Springen. Martin geht viel öfter und mit viel mehr Pferden an den Start. Das ist schon ein bisschen anders. Aber natürlich versuche ich, alles zu verstehen, was er für seine Karriere auf-bringen muss, und unterstütze ihn dabei so gut ich es kann.
Sie beide haben einen vollen Terminkalender und reisen mit Ihren Pferden um die Welt. Wie besonders ist es, wenn Sie wie im Rahmen des CHIO Aachen gemeinsam an den Start gehen?
Martin: Das ist natürlich eine Luxussituation. Wir genießen das sehr. Simones Vater ist aus Australien gekommen. Meine Eltern sind hier, viele unserer guten Freunde ebenso. Die Woche hier in Aachen bietet also eine perfekte Gelegenheit, nicht nur gemeinsam Zeit zu verbringen, sondern auch mit unseren Familien und Freunden. Das ist wirklich besonders.
Simone: Ja, wir genießen das große Glück, uns hier gegen-seitig unterstützen zu können. Martin steht am Viereck, wenn ich reite. Und ich schaue mir seine Ritte an. Das empfinden wir als ein großartiges Geschenk.
Simone, Hand aufs Herz: Können Sie hinsehen, wenn Martin im Parcours ist?
Simone: Wenn ich ehrlich bin, konnte ich das anfangs über-haupt nicht. Da war ich richtig nervös und habe immer nur nach unten geschaut und gelauscht, ob ich einen Abwurf höre oder nicht. Aber inzwischen werde ich immer mutiger, was das angeht – vor allem, weil ich weiß, wie großartig Martin seine Sache macht.
Und Martin, wie ist es für Sie? Eine Prüfung in der Dressur dauert ja nochmal ein paar Minuten länger …
Martin: Ja, das stimmt. Das ist wirklich nervenaufreibend. Ich mag den Dressursport und ich liebe es, Simone beim Reiten zuzusehen. Aber am liebsten begleite ich sie beim Training. Auf den Turnieren bin ich sehr nervös. Denn wie Sie schon sagen, so eine Aufgabe dauert gefühlt eine kleine Ewigkeit …
Simone: Ich glaube, Martin ist der beste Beweis dafür, dass Dressurreiten auch sehr aufregend sein kann (lacht).
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Gibt es etwas, das Sie vom jeweils anderen lernen können?
Simone: Oh, jede Menge. Vor allem aber, nicht mehr so nervös zu sein und jede Herausforderung etwas entspannter anzugehen.
Martin: Simone ist bei ihrer Arbeit mit den Pferden sehr fokussiert. Das habe ich mir schon ein bisschen abgeschaut. Zum Beispiel telefoniere ich nicht mehr während des Reitens.
Inzwischen sind Sie nicht nur privat ein Paar, sondern auch geschäftlich miteinander verbunden …
Martin: Ja, das ist richtig. Wir haben zusammen mit meinem Geschäftspartner Ilan Felder einige Dressurpferde erworben, die von Simone geritten werden. Und wir konnten ein paar sehr gute Besitzer für uns gewinnen, die ihre Pferde bei ihr in Beritt gegeben haben. So ist es in kurzer Zeit gelungen, eine tolle Gruppe von Menschen und Pferden um sie herum auf-zubauen. Das ist großartig – und aufregend zugleich.
Simone, geht mit diesen Möglichkeiten für Sie ein Traum in Erfüllung?
Simone: Ja, ich bin natürlich sehr, sehr glücklich darüber. Es ist eine fantastische Chance, die es mir ermöglicht, mich in meinem Sport weiterzuentwickeln. Die meisten Pferde sind zwar noch sehr jung, aber ich freue mich auf die Zukunft mit ihnen und bin dankbar, sie ausbilden zu dürfen.
Was bedeutet für Sie Erfolg?
Martin: Hinter jedem Erfolg steckt zunächst einmal immer auch ein tolles Team. Und für mich ist es jedes Mal aufs Neue eine Bestätigung meiner täglichen Arbeit.
Simone: Ich messe Erfolge nicht unbedingt an einer einzelnen Leistung. Für mich ist es eher die gemeinsame Reise, die ich mit einem Pferd erleben darf. Und ein bisschen auch mein persönlicher Weg. Als ich mit 17 Jahren nach Europa gekommen bin, hatte ich wirklich nichts, außer dem Wunsch, mit Pferden zu arbeiten und einen unbändigem Willen, dafür mein Bestes zu geben. Von daher bin ich auch ein bisschen stolz darauf, was ich erreicht habe. Und ich freue mich sehr auf alles, was noch kommt.
Fühlen Sie sich inzwischen hier in Europa zu Hause?
Simone: Natürlich vermisse ich Australien. Dieses Land wird immer meine Heimat sein. Aber mit Martin an meiner Seite kann ich sagen, dass ich mich auch hier wirklich wie zu Hause fühle.
Martin: Und ich werde alles dafür tun, dass das auch so bleibt (lacht).