12.05.2021
Gewonnen wird im Kopf – verloren auch!
Mentale Stärke kann die sportliche Leistung verbessern – und das kann trainiert werden. Expertin Antje Heimsoeth erklärt, wie wir es schaffen, mit einem klaren Kopf effizienter zu trainieren und eine gefestigte Performance bei Wettkämpfen abzuliefern.
Beim Reiten stehen wir uns sehr oft selbst im Weg – und zwar immer dann, wenn Angst, Stress oder Druck den Glauben an die eigene Leistungsfähigkeit schmälern. Dabei ist Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten von elementarer Bedeutung, um erfolgreich zu sein. „Nur, wenn wir uns selbst vertrauen, kann unser Pferd das auch“, weiß Antje Heimsoeth, die in ihrem Buch „Mental-Training für Reiter“ (3. Auflage) anschaulich erläutert, wie wir persönliche Blockaden in persönliche Stärken umwandeln können. Schließlich geht es im Reitsport darum, im entscheidenden Moment die beste Leistung abrufen zu können.
- 01
- 02
- 03
- 04
04
Innere Störfaktoren
„Mentaltraining macht eigentlich jeder von uns ganz automatisch“, erklärt Antje Heimsoeth. „ Wir alle denken in Bildern oder sehen Filme, die vor unserem inneren Auge ablaufen und gegebenenfalls Ängste auslösen. Das kann zum Beispiel der vorbeifahrende Traktor sein oder das steigende Pferd. Der Film ist da. Und er bleibt da. Unsere Aufgabe ist es, ihn zu verändern oder bestenfalls zu überschreiben.“ Es gilt also, das eigene Kopfkino zu verringern, es im Idealfall zu besiegen. Wie das funktioniert? Erstmal tief durchatmen! So seien eine ruhige Bauchatmung oder die so genannte Gedanken-Stopp-Technik probate Mittel. „In Situationen, in denen die Angst uns übermannt, ist es hilfreich, laut und energisch ‚Stopp‘ zu sagen, zur Not auch dreimal hintereinander“, rät die Mentaltrainerin. „Anschließend gilt es, den Fokus und die Konzentration auf das zu richten, was wir eigentlich erreichen möchten.“ Auch sei es ratsam, sich positive Momente, die wir erlebt haben, immer wieder in Erinnerung zu rufen – beispielsweise durch Bilder oder Filmaufnahmen. So können wir uns immer wieder ins Gedächtnis rufen, was wir zu leisten im Stande sind.
Äußere Störfaktoren
Aber nicht nur dem Reiter, auch den Begleitpersonen kommt eine wichtige Rolle zu. Ein zu hoher Erwartungsdruck kann mentale Blockaden auslösen, die verhindern, dass wir unsere reiterlichen Ziele erreichen. Und gerade im Rahmen der Prüfungsvorbereitung ist es wichtig, im Vorfeld klar zu definieren, wer daran beteiligt sein soll und in welcher Form. „Das zuletzt Gesagte, bevor ich einreite, bleibt im Kopf. Somit kommt es – wie übrigens im täglichen Training auch – darauf an, in diesem Moment nicht etwa mögliche Fehler hervorzuheben, sondern sich auf die Stärken des Reiters zu besinnen und ihn zu bestärken“, weiß die 57-Jährige, die mentale Stärke als eine grundsätzliche Lebenshaltung beschreibt. „Ich kann ja nicht erwarten, auf dem Pferd mental stark zu sein, wenn ich das im normalen Leben nicht bin.“ Wer das nicht in einem ausreichenden Maß von Hause aus mitbringt, braucht aber nicht zu verzagen. „Wir können lernen, mental stark zu sein und uns diesbezüglich auch immer weiter verbessern“, spricht Antje Heimsoeth aus Erfahrung. „Das ist aber ein Prozess, auf den wir uns einlassen und für den wir Geduld aufbringen müssen.“
Weitere Informationen über Antje Heimsoeth findet Ihr auf ihrer Webseite.