21.07.2017
Mercedes Benz-Nationenpreis – Deutschland macht‘s nochmal!
In Aachen werden Geschichten geschrieben und Helden gemacht! So wie am Abend des Mercedes-Benz Nationenpreises beim CHIO Aachen 2017, als Deutschland zum zweiten Mal hintereinander diese Traditionsprüfung gewinnen konnte.
Und wie! Keinen einzigen Fehlerpunkt musste sich die Mannschaft von Bundestrainer Otto Becker anrechnen lassen. Becker hatte heute auf drei erfahrene Paare gesetzt – Marcus Ehning mit Pret a Tout, Philipp Weishaupt und LB Convall, Marco Kutscher mit Clenur – sowie einen Youngster: Maurice Tebbel, 23 Jahre jung. Sein Pferd: Chacco‘s Son, auch erst zehnjährig. Diese beiden avancierten heute Abend zu den Helden von Aachen. Doppelnull beim ersten Nationenpreis-Auftritt in der Soers! Nicht mal in die Nähe einer Stange kamen sie. Es war, als wüsste Chacco‘s Son, worum es geht. Die Rechnung des Bundestrainers war aufgegangen. „Es ist einfach unglaublich!“, freute er sich, „ich bin so stolz auf die Truppe! Hier in Aachen zu gewinnen, ist einfach etwas Besonderes. Und Maurice – als er zum zweiten Mal null durchs Ziel ritt, musste ich mir fast ein Tränchen wegwischen.“ Es war ein emotionaler Abend in Aachen.
Vor allem auch für Maurice Tebbel. Schon im ersten Umlauf riss er nach dem letzten Hindernis die Arme jubelnd in die Luft und anschließend seinem Chacco‘s Son um den Hals. „Man träumt natürlich davon, aber wenn es dann so gut läuft, das ist einfach unbeschreiblich.“ Maurice konnte es offenbar noch gar nicht so richtig glauben, was da gerade passiert war. Zumal er bei der Besichtigung des Parcours vor allem einen Gedanken hatte: „Hoch!“ Da sei man froh, ein Pferd wie Chacco‘s Son zu haben, zollte er seinem vierbeinigen Partner Respekt. Die beiden kennen sich in- und auswendig. Als Fohlen kam der Hengst zu Tebbels. Maurice hat ihn selbst bei der Körung vorgestellt und ihn über Jungpferdeprüfungen in den großen Sport gebracht. Schon im vergangenen Jahr waren sie hier in Aachen in der großen Tour am Start und wurden auf Anhieb Zweite im Preis von Nordrhein-Westfalen. Und nun saß er auf dem Podium der Pressekonferenz des Mercedes-Benz Nationenpreises, Seite an Seite mit seinem großen Vorbild Marcus Ehning. Als Sieger. Mehr geht nicht. Außer vielleicht am Sonntag. Denn dann wird er im Rolex Grand Prix erneut angreifen.
Marcus Ehning war nicht minder glücklich über seine zwei fehlerfreien Runden mit Pret a Tout. Aber er kennt diese Situation ja schon, 2016 lief es nämlich genau so. Ach nein, nicht ganz: „Es ist eine Schande, dass Ludger (Beerbaum, Anm. d. Red.) nicht mehr dabei ist! Jetzt bin ich der älteste hier!“
Ein „rundum perfekter Tag“ war dies heute vor allem auch für Philipp Weishaupt. Der hatte nämlich auch noch Geburtstag und stellte fest: „Dieser Sieg ist das beste Geburtstagsgeschenk ever!“ Außerdem haben sicherlich noch nie 40.000 Leute für ihn „Happy Birthday“ gesungen, so wie heute, als er auch das letzte Hindernis im zweiten Umlauf fehlerfrei überwunden und damit den Sieg für Deutschland gesichert hatte. Darüber hinaus sah sein fantastischer L.B. Convall so aus, als könne er am Sonntag seinen Vorjahreserfolg im Rolex Grand Prix von Aachen definitiv noch einmal wiederholen.
Einzig bei Marco Kutscher und Clenur lief es nicht so richtig rund. Zu Abwürfen gesellte sich im ersten Umlauf auch noch eine Verweigerung am Wassergraben. Kutscher nahm es mit Humor: „Ich muss mich bei meinen Teamkollegen bedanken. Mein Job war es heute, das Ganze spannend zu machen!“
Pattsituation
Platz zwei teilten sich zwei Teams, die USA und die Schweiz mit jeweils acht Fehlerpunkten. Nachdem in Runde eins noch einige Teams mit fehlerfreien Ritten glänzten, häuften sich die Fehler in Runde zwei. Allerdings waren die Reiter sich einig, dass der Parcours von Frank Rothenberger zwar knifflig, aber fair war.
Für die Schweiz ritten Werner Muff auf Daimler (0/0), Martin Fuchs mit Clooney (4/8), Nadja Peter Steiner mit Saura de Fondcombe (0/8) sowie Steve Guerdat und Hannah (0/0). Equipechef Andy Kistler betonte, wie stolz er auf sein Team sei, vor allem die Quotenfrau im Team. Für sie war es nämlich der allererste Aachen-Start. „Klar wäre es super gewesen, zu gewinnen. Aber Platz zwei ist auch fantastisch!“, so Kistler.
Das sah auch Robert Ridland, der Equipechef der USA, so. Er hatte Kent Farrington aus Gazelle (8/0), Elizabeth Madden mit Coach (8/8), Laura Kraut auf Zeremonie (0/0) sowie McLain Ward mit HH Azur (0/0) an den Start gebracht. Sein Fazit stand für das, was 40.000 Zuschauer mit nach Hause genommen haben: „Was wir hier gesehen haben, war Sport auf dem allerhöchsten Niveau. Besser geht es nicht. Und wir sind dankbar, dabei sein zu können!“
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