11.05.2023
Meredith Michaels-Beerbaum
„Das Gefühl, in Aachen zu siegen, werde ich nie vergessen!“
Einst die erste Frau an der Spitze der Weltrangliste, nennt Meredith Michaels-Beerbaum (GER) unzählige internationale Medaillen ihr Eigen. Wir haben mit der gebürtigen US-Amerikanerin über ihre Zuneigung zu Aachen, den Stellenwert des Rolex Grand Slam für den Reitsport und ihre im Springsattel erfolgreiche Tochter Brianne gesprochen.
10 Jahre Rolex Grand Slam. Was bedeutet diese Serie für den Sport?
Der Rolex Grand Slam ist großartig, die Serie hat den Reitsport auf ein ganz anderes Niveau gehoben und macht ihn mit den besten Sportarten der Welt vergleichbar. Natürlich sind auch die Preisgelder, die es zuvor in dieser Höhe im Reitsport nicht gab, ein großer Anreiz. Das ist einfach großartig.
Nick Skelton hat mit einem Augenzwinkern gesagt: „Schade, dass es die Serie damals noch nicht gab, als ich so erfolgreich war.“ Geht es Ihnen genauso?
Ja, das ist wirklich schade. Ich hatte damals mit Shutterfly und Checkmate zwei Superpferde und hätte große Chancen gehabt, am Rolex Grand Slam teilzunehmen. Aber auch wenn sie für mich zu spät kam, ändert das natürlich nichts an der Qualität dieser Serie. Unser Sport hat sich dadurch entscheidend weiterentwickelt und das ist positiv für die Zukunft des Reitsports.
Bislang gab es mit Scott Brash erst einen Rolex Grand Slam-Sieger. Ist es so schwierig, drei Majors in Folge zu gewinnen, wie es von außen den Anschein hat?
Ja, das ist es. Alleine ein Major zu gewinnen, ist schwer. Die Konkurrenz ist stark, die Reiter sind gut, die Pferde sind gut und die Parcours sind schwierig. Da entscheiden oft nur Kleinigkeiten über Sieg und Niederlage. Aber Scott Brash hat es geschafft und McLain Ward ist auf einem guten Weg. Es ist also unfassbar schwer, aber nicht unmöglich.
Sie sprechen McLain Ward an. Wie hoch schätzten Sie seine Chancen ein, in Aachen den Rolex Grand Slam zu gewinnen?
Die Chance ist natürlich da. McLain ist ein super Reiter und er hat ein super Pferd. Beide sind gut in Schuss. Aber in diesem einen entscheidenden Moment muss einfach alles zusammenkommen. Ich würde es ihm absolut wünschen, aber er hat starke Konkurrenten, die natürlich auch alle in Aachen gewinnen möchten.
Sie selbst haben 2005 in Aachen triumphiert. Können Sie sich an das Gefühl von damals noch erinnern?
Natürlich, dieser Sieg war ein Highlight meiner Karriere. In Aachen zu gewinnen, war immer mein großer Traum. Dieses Turnier ist für mich das allerbeste in der ganzen Welt. Die Bedingungen, die Zuschauer, die Atmosphäre, das Hauptstadion – das alles macht Aachen so besonders. Das Gefühl, dort von den begeisterten Zuschauern als Siegerin gefeiert zu werden, ist mit nichts vergleichbar. Ich werde diesen Moment niemals vergessen.
Wenn Sie in Aachen sind, schauen sie dann jedes Mal auf die berühmte Siegertafel? Oder wird das irgendwann Routine?
Nein, das wird nie Routine. Es gibt viele besondere Plätze in Aachen, wo ich immer wieder gerne vorbeischaue. Die Siegertafel gehört natürlich dazu. Aber auch zum „Walk of Fame“ neben dem Eingang zur Geschäftsstelle gehe ich gerne. Dort ist ja auch ein Hufeisen von Shutterfly in den Asphalt eingelassen.
In Deutschland gibt es im Sport die „Equal-Pay“-Debatte. Es geht dabei um gleiche Bedingungen und Bezahlungen von Männern und Frauen. Der Reitsport war da schon immer eine Ausnahme …
… ja, in diesem Punkt ist unser Sport wirklich sehr besonders. Bei uns können Frauen und Männer auf Augenhöhe gegeneinander antreten. Denn im Sattel entscheidet eben nicht die Kraft, die ein Reiter hat. Es braucht auch eine große Portion Gefühl, um erfolgreich zu sein. Und so kann eine zierliche, kleine Frau wie ich es bin, in Aachen gegen einen Mann antreten – und am Ende sogar gewinnen.
Ihre Tochter Brianne ist aktuell hocherfolgreich im Springsattel unterwegs. Es scheint, als würde sie in Ihre Fußstapfen treten …
Ja, sie hat wirklich viel Talent und ist absolut begeistert von unserem Sport. Am vergangenen Wochenende hat sie in Österreich das erste Mal einen Nationenpreis geritten (in der Altersgruppe Children, Anm. der Redaktion). Sie im roten Jackett reiten zu sehen, hat mich wirklich zu Tränen gerührt. Worte können nicht ausdrücken, wie stolz ich auf sie bin. Ihre Entwicklung mitzuerleben, ist genauso schön, wie es meine eigenen Erfolge waren.
Viele sagen, Briannes Reit-Stil erinnert sehr stark an den ihrer Mutter …
… ja, das stimmt. Viele sagen uns, Brianne sieht im Sattel aus wie eine Mini-Meredith. Das ist wirklich faszinierend – und auch ein bisschen lustig (lacht).
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