07.07.2016
Voltigier-Europameister Jannis Drewell im Interview
Etwa ein Jahr ist es her, dass Jannis Drewell in Aachen Europameister wurde. Nun kehrte der 25-jährige erstmals zurück an den Ort seines größten Erfolgs. Wir haben mit ihm über seine Erwartungen, den sportlichen Stellenwert und den Mythos Aachen gesprochen.
Frage: Letztes Jahr sind Sie in Aachen Europameister geworden. Mit welchem Gefühl reisen Sie nun in diesem Jahr zum CHIO Aachen an?
Jannis Drewell: Ich freue mich natürlich, wieder nach Aachen zu fahren und an den Ort zurückzukehren, an dem ich den bisher größten Erfolg meiner Karriere feiern konnte. Seit dem Gewinn des Europameistertitels bin ich nicht mehr in Aachen gewesen, es werden also sicherlich viele Gefühle wieder hochkommen, wenn ich vor dem Deutsche Bank Stadion stehe. Es ist natürlich in diesem Jahr keine Euro und daher ein anderer Rahmen. Für mich ist es der erste Start beim CHIO. Das ist natürlich etwas Besonderes, und da freue ich mich schon drauf!
Frage: Was haben Sie sich für ihren Start im Preis der Sparkasse vorgenommen?
Drewell: Das Ziel ist wohl bei allen, die hier starten, dasselbe: der Sieg. Zufrieden bin ich, wenn ich meine Leistung aus dem Training abrufen kann. Natürlich hoffe ich, dass diese Leistung dann am Ende für den Sieg reicht. Das wäre ein Traum hier in Aachen zu gewinnen!
Frage: Wie schätzen Sie Ihre Konkurrenz ein?
Drewell: Meine stärksten Konkurrenten sind sicherlich die Kollegen aus dem eigenen Land. Wir haben momentan eine sehr hohe Leistungsdichte im Team. Jeder von uns vier Deutschen kann gewinnen, und ich denke, dass wir uns um die ersten Plätze streiten werden. Aber auch aus Frankreich sind zwei gute Athleten am Start. Die habe ich persönlich allerdings lange nicht mehr gesehen und kann daher schlecht abschätzen, welche Leistung von ihnen zu erwarten ist.
Frage: Welchen sportlichen Stellenwert haben die Prüfungen hier in Aachen?
Drewell: Für uns Voltigierer geht es im Preis der Sparkasse auch um die Tickets für die Weltmeisterschaft in diesem Jahr. Von uns Herren dürfen drei mitfahren nach Frankreich, welche das sind, wird hier entschieden. Mein Ziel ist es, mir einen dieser Plätze für die Fahrt nach Le Mans zu sichern.
Frage: Im vergangenen Jahr hat das Publikum Sie als Shaolin-Mönch erlebt. Nun haben Sie eine neue Kür. Auf was dürfen sich die Zuschauer freuen?
Drewell: Die Zuschauer werden mich diesmal als Sherlock Holmes sehen. Meine neue Kür hat einen höheren Schwierigkeitsgrad, ich habe beispielsweise zwei Bodensprünge etwas verändert, sodass diese mehr Risiko enthalten und dadurch höherwertig sind. In der Technik habe ich das Thema Piraten, das wird auf jeden Fall amüsant für das Publikum.
Frage: Als Voltigierer sind Sie häufig Einzelkämpfer. Hier in Aachen gibt es den Preis der Sparkasse Nationenpreis. Welche Bedeutung hat ein Start im Nationenpreis für Sie?
Drewell: Im Nationenpreis zu starten, hat natürlich einen besonderen Reiz. Wir sind dann ein Team und unterstützen uns untereinander. Man fiebert auch ganz anders mit seinen Teamkollegen mit. Ich hatte das Glück, dass ich in diesem Jahr schon in Ebreichsdorf in Österreich für Deutschland im Nationenpreis starten durfte und hoffe natürlich, dass ich dies auch in Aachen im Preis der Sparkasse darf. Das entscheidet sich ja erst im Laufe des Wochenendes vor Ort. Ich denke, nicht nur für uns Athleten, auch für die Zuschauer ist der Nationenpreis besonders spannend und abwechslungsreich, da die Startfolge der Voltigierer immer wechselt: Herr, Dame, Gruppe.
Frage: Es gibt diesen „Mythos Aachen“. Was macht die Veranstaltung hier so besonders für die Voltigierer?
Drewell: Die Kulisse in Aachen ist einfach einzigartig, die Stimmung ist super und dass alle Disziplinen an einem Ort vereint sind, ist besonders. Auch das Medienaufkommen ist anders als gewohnt, ich hatte jetzt im Vorfeld teilweise mehrere Interviews an einem Tag. Das ist sonst nicht so und natürlich eine tolle Chance, um für unseren Sport zu werben und diesen der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dann ist die ganze Anlage in Aachen natürlich klasse. Alles ist so perfekt, so akkurat hergerichtet. Das war im Deutsche Bank Stadion bei der Europameisterschaft so und wird auch in diesem Jahr beim CHIO in der Albert-Vahle-Halle so sein. Die Organisation ist einfach top, die Startzeiten passen in Aachen auf die Sekunde genau. Ein so gut organisiertes Turnier haben wir nur einmal in der Saison.
Frage: Gibt es etwas, dass Sie beim CHIO Aachen – abseits vom Voltigierzirkel – auf jeden Fall machen möchten?
Drewell: Gleich nachdem ich mein Pferd Diabolus eingestallt und versorgt habe, bin ich als erstes schnell zum Springstadion gelaufen und habe geschaut, ob mein Name da wirklich noch immer an der Tafel steht. Das musste ich fotografisch festhalten.
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